<< Home Einzelradaufhängungen am Auto - "Mehrlenkerachsen"Siehe auch diese VersionInhalt1. Einleitung2. Warum Mehrlenker- bzw. Multilink- ? 3. Einzelradaufhängungen mit zwei und drei Lenkern 4. Bekannte Ausführungen von Mehrlenkerachsen 4.1 Einzelradaufhängung mit drei Stablenkern und einem Dreieckslenker 4.2 Einzelradaufhängung mit drei Stablenkern und einem Schublenker 4.3 Einzelradaufhängung mit drei Stablenkern, von denen einer ein "Koppellenker" ist, und einem Dreieckslenker 4.4 Einzelradaufhängung mit fünf Stablenkern, von denen einer ein "Koppellenker" ist 4.5 Einzelradaufhängung mit fünf Stablenkern 5. Anmerkung 6. Literatur 1. Einleitung ↑ Anfang
Mehrlenkerachse oder Multilink-Achse ist ein Sammelbegriff für die seit Anfang der 1980er Jahre entwickelten Einzelradaufhängungen an PKWs [1, S.412], [2, S.456]. Der Übergang auf Mehrlenkerachsen wurde begleitet von einem Paradigmenwechsel in ihrer theoretischen und praktischen Behandlung. Wurden sie bisher vorwiegend als kinematische Objekte, so werden sie neu als „elasto-kinematische“[1, S. 287 ff] Objekte betrachtet (Anmerkung 1). Eine praktische Folge dieses Wechsels ist, dass vermehrt elastisch nachgebende Gelenke zugunsten besereren Komforts und besserer Fahreigenschaften angewendet werden. An der Raumlenker-Hinterachse (Mercedes-Benz) sind alle fünf Stablenker an beiden Enden mit Gummilagern versehen. Hinter dem Begriff Mehrlenkerachse verbirgt sich eine Fülle von möglichen oder tatsächlich ausgeführten Konstruktionen, wodurch eine Gliederung, die über die Unterteilung in Vier- und Fünflenkerachsen hinausgeht, erschwert ist. Für die meisten ausgeführten Lösungen dominiert die jeweilige vom Hersteller geprägte Bezeichnung. In der vorliegenden Arbeit werden einige bekannte Mehrlenkerachs-Konstruktionen nach der Art der in ihnen enthaltenen Lenker, die keine Stablenker sind, unterschieden. 2. Warum Mehrlenker- bzw. Multilink-Achsen? ↑ AnfangDie Grundeigenschaften einer Radaufhängung können durch die Angabe ihrer wichtigsten fahrzeugtechnischen "Grundgrößen" (Lage des Rollzentrums, Stützwinkel, Schrägfederungswinkel, Eigenlenkverhalten und Sturzänderung) beschieben werden [1, S. 37/38]. Damit alle diese fünf Kenngrößen ... unabhängig voneinander frei wählbar sind, muss ... ein Mechanismus zugrunde gelegt werden, der durch fünf unabhängige Parameter beschrieben ist, und dies ist der "räumliche" Mechanismus mit fünf Stblenkern (Anmerkung 2). Mit fünf Stablenkern ist die aufwendigste Form einer Einzelradaufhängung erreicht, ... [1, S.17]. Bei "Laufrädern", d.h. nicht angetriebenen Rädern entfällt der Antriebs-Stützwinkel (der Schrägfederungswinkel hat heute keine größere Bedeutung mehr), weshalb vier Stablenker, oder "ebene" oder "sphärische" Radaufhängungen genügen, es sei denn, elastokinematische Überlegungen rechtfertigen auwendigere Systeme. [1, S.38]. Hinter dem Begriff Elastokinematik verbirgt sich das Bemühen, die Radaufhängungen dort gezielt elastisch nachgebend zu machen, wo es nicht nur unschädlich ist, sondern dem Konfort dient. Das ist umso besser möglich, je mehr Stablenker verwendet werden. Die entsprechend ausgewählten Stäbe werden mit Gummigelenken ausgerüstet. 3. Einzelradaufhängungen mit zwei und drei Lenkern ↑ Anfang
Abb.1 Einzelradaufhängungen mir weniger als vier Lenkern; [3, S.23, Auswahl]
Die in Abb.1 gezeigten Einzelradaufhängungen sind einige der traditionellen Querlenker- Konstruktionen mit nicht mehr als drei Lenkern, von denen lediglich einer ein Stablenker mit nur zwei Gelenken ist. Der Schublenker (Dämpferbein in Abb.1, rechts, oben) hat auch nur zwei Gelenke. Es handelt sich um jene Einzelradaufhängungen, aus denen die Mehrlenkerachsen hervorgegangen denkbar sind. 4. Bekannte Ausführungen von Mehrlenkerachsen ↑ Anfang
Die folgende Untergliederung bekannt gewordener Mehrlenkerachsen erfolgt mit dem Grad ihrer Abwandlung aus der Doppelquerlenkerachse (zwei Dreieckslenker und ein Stablenker). Die Beispiele sind aus diesem Artikel übernommen. 4.1 Einzelradaufhängung mit drei Stablenkern und einem Dreieckslenker ↑ Anfang
Ein Dreieckslenker in zwei Stablenker aufgelöst:
Abb.3 Vierlenkerachse mit 3 Stab-Lenkern und 1 Dreiecks-Lenker, Mitsubishi; Wikipedia
Abb.4 Vierlenkerachse mit 3 Stab-Lenkern und Die im Ford Focus verwendete, als Schwertlenkerachse bezeichnete hintere Radaufhängung hat ebenfalls drei Stablenker und ein als Längs-Dreieckslenker wirkendes "Schwert". Der untere Quer-Dreieckslenker ist in zwei Stablenker aufgelöst, während der obere Quer-Dreieckslenker durch das "Schwert" ersetzt ist (der in mittlerer Höhe liegende Spur-Stablenker ist nach oben verschoben). Das breite Ende des "Schwerts" ist hochkant am Radträger befestigt, an dem es infolge seiner Biegeelastizität um die Hochache mit einem vertikalen Drehgelenk verbunden aufgefasst werden kann. Mit Hilfe dieses um die Querachse starren Längslenkers ist der Radträger "gegen elastisches Aufziehen unter Bremskraft gefeit" [1, S.416]. Betreff: fahrzeugtechnische Grundgröße Stützwinkel. 4.2 Einzelradaufhängung mit drei Stablenkern und einem Schublenker ↑ AnfangEin Dreieckslenker in zwei Stablenker aufgelöst:
Abb.5 Vierlenkerachse mit 3 Stab-und 1 Schub-Lenker,
Eine Achse mit Dämpferbein-Radaufhängungen (z.B. mit MacPherson-Federbein, Abb.1, rechts) kann als Doppelquerlenkerachse verstanden werden, bei der der obere Dreieckslenker durch einen Schublenker ersetzt ist. Von BMW und Mercedes-Benz wird eine solche als Vorderachse mit dem in zwei Stablenker aufgelösten unteren Dreieckslenker verwendet. 4.3 Einzelradaufhängung mit drei Stablenkern, von denen einer ein "Koppellenker" ist, und einem Dreieckslenker ↑ AnfangEin Dreieckslenker in zwei Stablenker aufgelöst:
Abb.6 Vierlenkerachse mit 3 Stab-Lenkern (einer davon
Eine hintere Einzelradaufhängung mit "Koppellenker" (oder Integrallenker) wurde 1989 (siehe unten) von BMW unter dem Namen Integral-Hinterachse auf den Markt gebracht. Die Version mit nicht aufgelöstem unteren Dreieckslenker ist in der 7er-Baureihe von BMW seit 1994 und im Audi Q5 eingebaut. Einer der drei Stablenker ist der "Koppellenker", der den Dreieckslenker mit dem Radträger verbindet. 4.4 Einzelradaufhängung mit fünf Stablenkern, von denen einer ein "Koppellenker" ist ↑AZweiter Dreieckslenker in zwei weitere Stablenker aufgelöst:
Abb.7 Fünflenkerachse mit 5 Stab-Lenkern (einer davon
BMW prägte den Namen Integral-Hinterachse bereits 1989 (siehe oben) für eine Radaufhängung ohne Dreieckslenker, d.h. für eine mit fünf Stablenkern. Das erste Auto mit Integral-Hinterachse war das Coupé BMW 850i aus der 8er-Reihe von BMW. Der fünfte Stablenker verbindet als "Koppellenker" bzw. Integrallenker zwei der vier zwischen Fahrzeugaufbau und Radträger angebrachten Stablenker. Die beiden betroffenen Stablenker haben je einen dritten Anlenkpunkt [1, S. 417/18, Bild 2.13.b]. Der Längs-Stablenker nimmt über den "Koppellenker" u. a. Momente um die Radachse auf und verringert die Verdrehung des Radträgers beim Bremsen [1, S. 414/15]. Betreff: fahrzeugtechnische Grundgröße Stützwinkel. 4.5 Einzelradaufhängung mit fünf Stablenkern ↑AnfangZweiter Dreieckslenker in zwei weitere Stablenker aufgelöst:
Abb.8 Fünflenkerachse mit 5 Stab-Lenkern
Die Einzelradaufhängung mit fünf Stablenkern, die alle direkt vom Fahrzeugkörper (meistens von einem gesonderten Hilfsrahmen aus) zum Radträger führen, ist historisch die erste Mehrlenkerachse. Sie wurde 1982 von Mercedes-Benz mit dem Namen ''Raumlenker-Hinterachse serienmäßig an den Hinterrädern des W 201 auf den Markt gebracht [1, S. 412]. 5. Anmerkungen ↑ Anfang
Anmerkung 1:
Anmerkung 2: 6. Literatur ↑ Anfang
[1] Wolfgang Matschinsky: Radführungen der Straßenfahrzeuge, Springer, 2007
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