<< Home Das Papierformat DIN A4ZusammenfassungDie weltweite Vereinheitlichung der Papier-Formate ging vom Deutschen Institut für Normung (DIN) aus. Ausser den dabei eine Rolle spielenden drei sachlichen Grundsätzen werden die Entstehungs-Geschichte und einige gesellschafts-politische Randbedingungen der Norm DIN 476 beleuchtet.Inhalt
1. Einleitung 1. Einleitung ↑ AnfangIn Goethe's Faust lässt sich ein Schüler von Mephisto nicht zweimal sagen, wieviel Geschriebenes nützt; "Denn, was man schwarz auf weiss besitzt, Kann man getrost nach Hause tragen" [1]. Heute könnte man hinzufügen: Weil man es schwarz oder sogar schön farbig auf einem Blatt DIN A4 besitzt, hat man nach dem Abheften auch noch die schönste Ordnung im Regal. Welche Ordnung ist gemeint und wie kam es dazu? 2. Ordnung im Bücher-Regal ↑ AnfangUnsere private Ordnung im Bücher-Regal ist wegen der Vielzahl von Buchformaten auch heute noch nicht von aussen erkennbar. Das Aufstellen der Bücher der Grösse nach bringt nur eine scheinbare Ordnung, die in öffentlichen Bibliotheken folgerichtig auch nicht vorkommt. Schöne Reihen von Büchern oder Aktenordnern finden sich nur dort, wo sich die Normung der Formate durchgesetzt hat, am ehesten in den Archiven öffentlicher Ämter. Die ästhetische Augenweide ist aber nicht der Hauptzweck einer Format-Vereinheitlichung. Es geht dabei mehr um sehr praktische Vorteile, die sich letztlich auch kostensenkend erweisen. 3. Einige praktische Vorteile gleicher Papierabmessungen ↑ AnfangDas Durchblättern eines Stapels unterschiedlicher Formate ist mühsam. Wie praktisch ist es doch hingegen, gleiche Blätter glatt über den Daumen fallen zu lassen bis das gesuchte gefunden ist. Beim Griff nach einem leeren Blatt ist es auch bequem, wenn die Qual der Wahl kleiner ist. Und die Drucker, die uns heute die Schreibarbeiten abnehmen, werden mit einem einzigen Format, meistens mit DIN A4 gefüttert. In Kopierapparaten wird auch DIN A4 bevorzugt. Papier dieses Formats wird in riesigen Mengen hergestellt und kostet folglich wenig, so wenig, dass das meiste verschwendet wird, denn der Weg zwischen Bedrucken und Papierkorb ist häufig sehr kurz. 4. DIN-Norm für Papierformate 1918 und 1921, die Rolle der Maschinen-Industrie ↑ AnfangIn Nachkriegsjahren sind Rohstoffe Mangelware und äusserst kostbar. Die Papierknappheit nach dem 1.Weltkrieg war eine wesentliche Voraussetzung für den sich bald einstellenden Erfolg der Format-Normierung. Man konnte nämlich bei der Papier-Herstellung viel Abfall durch Reduktion der Format-Zahl vermeiden. Weil die Maschinen-Industrie vorgearbeitet hatte, konnte der erst 1917 gegründete Ausschuss für die Deutsche Industrie-Norm (DIN) bereits 1918 das Blatt DIN 5 für Zeichnungs-Formate herausgeben. Sehr dringend war für die gesamte Industrie die Vereinheitlichung der sehr "wilden" Formate für Geschäfts-Papiere. 1921 folgte die DIN 476, die nicht nur ausser den Zeichnungen auch diese Papiere erfasste, sondern äusserst allgemein gültig war. DIN 5 konnte zurückgezogen werden. 5. Die Promotoren der Format-Normung und ihr Erfolg ↑ Anfang DIN 476 war das Ergebnis ein äusserst genialen Arbeit, die der Chemiker Wilhelm Ostwald 1910 begann und der Ingenieur und Mathematiker Walter Porstmann vollendete und auf dem Markt der "gefüllten" Papier-Flächen durchsetzte. Das 1921 vorgelegte Normergebnis musste in späteren Versionen nicht mehr wesentlich geändert werden, heute wird es in 95% der Welt benutzt. Ausschliesslich und ausgerechnet die USA und Kanada haben immer noch unpraktische Formate. Porstmann war später auch Geschäftsmann (G.-Führer in Fabriknorm-GmbH), wendete sich aber immer gegen einfache Mittel(wert)bildung aus vorhandenen Formaten, was in einzelnen Bereichen gerne gesehen worden wäre. Er war überzeugt, dass über Branchen-Normen hinauszugehen ist, dass Zufälle, Willkür und kurzzeitige Mode keine Rolle spielen dürfen, dass ein "ganzes Format-System" (von den Kritikern mit despektierlichem Unterton als "wissenschaftliches System" bezeichnet) nötig ist. Welche Grundsätze gelten für ein "ganzes Format-System" ? 6. Grundsätze für ein Papier-Format-System ↑ Anfang
1. Hälftungssatz Der Hälftungssatz war wenig umstritten, denn man teilt ein Blatt ganz ohne Hintergedanken, ganz natürlich in zwei gleiche Teile, wenn man 2 aus 1 machen will. In der Normung ist damit aber auch ausgedrückt, dass das nächste kleinere Format die Hälfte des vorherigen ist, dass keine Zwischengrösse in einer ersten Auswahlreihe existieren soll. Der Ähnlichkeitssatz ist der wichtigste. Er lässt sich modern wie folgt ausdrücken: Zoomt man zwischen einem grösseren und einem kleineren Format hin und her, so füllen beide das Fenster in gleicher Weise aus. Auch beim Fotokopieren sind wir darauf angewiesen, was damals festgelegt wurde. Eine Vorlage in DIN A3 lässt sich massstabgetreu auf A4 verkleinern oder A4 auf A3 vergrössern. Das geht nur, wenn das Verhältnis zwischen Breite und Höhe jedes Blattes {1 zu Wurzel aus 2} beträgt (s.Anhang). Bei beliebigem Verhältnis erreicht man nur nach jeder zweiten Hälftung oder Doppelung Ähnlichkeit mit dem Ausgangs-Format. In oberen Teil von Abb.1 ist gezeigt, dass bei beliebigem Format durch Hälftung zwei Format-Reihen entstehen. Beim {1 zu Wurzel aus 2}-Verhältnis unten entsteht eine einzige Reihe ähnlicher Formate. << Abb.1 Hälftungs- und Ähnlichkeits-Satz in Format-Reihen [2] In der Kunst wird der Goldene Schnitt (1:1,618..) als der schönste empfunden. Dass die {1 zu Wurzel aus 2}-Form nicht nur für die vorliegende Aufgabe die richtige sei, sondern auch "etwas angenehmes und vorzügliches vor der gewöhnlichen" habe , ist eine bereits 1786 vom Physiker und Aphorismen-Dichter Georg Christoph Lichtenberg gemachte Feststellung [4]. Und was die praktische Verwertung dieser Form angeht, so wurden bereits während der Französischen Revolution Papierformate in diesem Verhältnis festgelegt. Weil man das Metersystem angenommen hatte und auf 1 m2 bezog (s. 3. Satz), deckten sich die absoluten Masse damals sogar mit den heutigen. Die französische "Normung" verschwand schon in der Zeit der Gegenrevolution, wurde von Ostwald und Porstmann eigentlich "nur" wiederentdeckt. Grundsatz 3 ist kein eindeutig rationaler mehr, war folglich Gegenstand langer Diskussionen. Dabei ging es darum, welche absoluten Masse man wählen sollte. Es war zwar schnell klar, dass vom Meter als Bestandteil des metrischen Masssystems auszugehen sei. Sollte nun eine Länge des Ur-Formates mit 1m den Anschluss herstellen? Ostwald's "Welt-Formate" und DIN 5 waren so festgelegt. Porstmann plädierte dafür, dass die Fläche des Ur-Formates 1m2 sein sollte. Er setzte sich durch mit dem Argument, dass ein Bogen Papier vorwiegend als etwas Flächiges wahrgenommen wird. Die bereits etablierte Gepflogenheit, anstatt der Dicke das Gewicht eines Quadratmeters Papier anzugeben half ihm dabei indirekt. Zum Ur-Format wurde folglich DIN A0 mit 841mm mal 1189mm = 1 m2 (Seitenverhältnis {1 zu Wurzel aus 2} ). Nach vier-maliger Hälftung entsteht aus DIN A0 das Standard-Format zum Schreiben, das Format DIN A4. Abb.2 Breiter Anwendungsbereich von Papierformaten nach DIN 476 [3] Das in Abb.2 gezeigte Normblatt DIN 198 zeigt den enormen Umfang an Papieren, die mit Formaten aus DIN 476 versehen werden können. Die Verringerung volkswirtschaftlicher Kosten wird auch erkennbar, wenn man die Auswirkungen der Normierung auf die Herstellung, den Handel, das "Füllen" und Vervielfältigen (PC-Programme, Drucker, Kopierer), die Aufbewahrung, das Verschicken der Papiere usw. bedenkt.
7. Papier-Format-Ur-Reihe und Zwischenreihen,
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