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Anblick des Halb-Mondes
bei auf- oder untergehender Sonne
(Astronomie + Raumfahrt im Unterricht, Ausgabe 3/4, Juni 2008)
Die Entfernungen der
Himmelskörper sind für irdische Verhältnisse extrem gross, d.h. für den
Erd-gebundenen Beobachter nicht schätzbar. Das Auge verführt uns zu der Annahme, dass alles am Himmel Sichtbare
(Mond, Sonne, Planeten, Sterne) gleich weit von uns entfernt, der gemeinsame Ort die
Himmels-Sphäre sei. Wir sind uns dieses Empfindens ziemlich sicher und umso überraschter, wenn wir durch Nachdenken und durch
Nachschlagen vorhandenen Wissens erfahren, dass es anders ist.
Solches Festhalten am unmittelbar Empfundenen, wie es beim
geozentrischen Weltbild allgemein der Fall ist, verlangt gelegentlich
Hilfskonstruktionen, um bestimmte "Phänomene zu retten" (klassisches
Beispiel: epizyklische Planetenbahnen). Ein anderer, recht befremdlicher Rettungsversuch ist folgender: Man stelle sich vor, dass das Licht der Sonne nicht geradlinig zum Mond gelange, sondern sich auf der Innen-Fläche der Himmelskugel bogenförmig ausbreite [1]. Er wurde unternommen, um die scheinbar falsch liegende Halb-Mond-Figur (Abbildung, links) zu begründen . Die Lage des Halb-Mondes relativ zur Sonne lässt sich aber Physik-konform erklären, wenn wir die Vorstellung, dass alle Himmelskörper auf einer gemeinsamen Himmels-Sphäre liegen, aufgeben.
Die Richtung des
Mond-Terminators (Grenze zwischen hell und dunkel) stimmt nur scheinbar nicht,
weil wir Mond und Sonne als gleich entfernt empfinden. In Wirklichkeit ist es
bis zur Sonne ca. 400 mal weiter als bis zum Mond. Das ist ein krasser Unterschied,
der massstäblich kaum darstellbar ist. In der Zeichnung
ist die Sonne gerade noch gut erkennbar (Abbildung,oben), aber die
Sphäre mit dem Mond (Radius = Entfernung des Mondes vom Beobachter) ist schon ein
nur ca. halb so grosser Kreis(Abbildung, unten) an der Basis eines sehr spitzen Dreiecks.
Die Sphäre mit dem Mond ist daneben nochmals, jetzt
40 mal grösser gezeichnet (zunehmender Halb-Mond und empfundene Sonne
unmassstäblich noch grösser, Horizont vertikal). Das Dreieck aus Beobachter, Sonne und Mond
ist bei Halb-Mond am wenigsten spitz. Dennoch beträgt der Winkel bei der Sonne nur ca.0,14°.
Vereinfacht gesagt lautet die
Empfehlung an den Beobachter, dass er sich die Richtung des den Mond
beleuchtenden Lichts als Parallele zu seiner Blickrichtung zur Sonne vorstelle.
Damit wäre dann die Täuschung aufgehoben, dass der Mond aus einer davon abweichenden
Richtung angestrahlt würde (Abweichung beim Halb-Mond ca.45°).
Bei der Deutung
einer schmalen Mondsichel ist übrigens klar, dass das Sonnenlicht von hinten kommt, also dass nicht alle Himmelskörper auf ein und derselben Sphäre angeordnet sind..
[1] A.Zenkert: "Die Lage der Mondfigur und die Sonne", Astronomie und Raumfahrt, Juni 2007
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Siegfried Wetzel, CH 3400 Burgdorf, März 2008 (Okt.13)